Intervallfasten - Nur ein Trend oder wirklich sinnvoll?
- Sebastian Murzicki
- 25. Feb.
- 3 Min. Lesezeit

In den sozialen Medien wird es gefeiert, in Gesundheitsmagazinen diskutiert und in Fitnessstudios empfohlen: Intervallfasten – auch intermittierendes Fasten genannt – ist in den letzten Jahren zum Ernährungstrend geworden. Dabei geht es weniger darum, was man isst, sondern vielmehr wann. Aber funktioniert das wirklich? Und für wen ist diese Methode geeignet?
Was ist Intervallfasten?
Beim Intervallfasten wechseln sich Phasen des Essens und Fastens innerhalb eines Tages oder einer Woche ab. Die bekannteste Form ist das 16:8-Fasten: 16 Stunden am Stück wird nichts gegessen, in den verbleibenden 8 Stunden dürfen Mahlzeiten aufgenommen werden – meist zwischen 12 und 20 Uhr. Andere Varianten sind:
5:2-Fasten: An fünf Tagen wird normal gegessen, an zwei Tagen stark reduziert (etwa 500–600 kcal).
Eat-Stop-Eat: Ein- bis zweimal pro Woche wird für 24 Stunden komplett gefastet.
Alternate Day Fasting (ADF): Abwechselnd ein normaler und ein Fastentag.
Wichtig: Beim Intervallfasten geht es nicht um komplette Nahrungsverweigerung oder radikale Diäten. Vielmehr soll der Körper regelmäßig in einen Zustand gelangen, in dem er auf gespeicherte Energie zurückgreift – ohne dabei Mangel zu erleiden.
Was passiert im Körper beim Fasten?
Nach der Nahrungsaufnahme steigt der Blutzuckerspiegel, und die Bauchspeicheldrüse schüttet Insulin aus, um den Zucker in die Zellen zu schleusen. In der Fastenphase sinkt dieser Spiegel wieder ab – der Körper beginnt, auf gespeicherte Reserven zurückzugreifen.
Dabei kommt es zu mehreren physiologischen Effekten:
Fettabbau: Der Körper nutzt Fettsäuren als Energiequelle.
Autophagie: Alte, beschädigte Zellbestandteile werden abgebaut und recycelt – ein natürlicher Reinigungsprozess.
Insulinsensitivität verbessert sich: Die Zellen reagieren besser auf Insulin, was positiv für den Stoffwechsel ist.
Entzündungswerte können sinken: Chronisch niedrige Entzündungen stehen mit vielen Zivilisationskrankheiten in Zusammenhang.
Diese Effekte sind auch der Grund, warum Intervallfasten nicht nur beim Abnehmen helfen soll, sondern auch zur Prävention von Krankheiten wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder Fettleber.
Studienlage: Was sagt die Wissenschaft?
Die bisherigen Studien zum Intervallfasten sind vielversprechend – aber nicht einheitlich. In zahlreichen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass intermittierendes Fasten zu Gewichtsverlust, verbesserten Blutfettwerten, niedrigeren Insulinspiegeln und mehr Energie im Alltag führen kann.
Eine Studie der University of Alabama zeigte z. B., dass Teilnehmer:innen mit Frühzeitfenster (z. B. 8–16 Uhr) nicht nur Gewicht verloren, sondern auch besseren Schlaf, weniger Hunger und stabilere Blutzuckerwerte hatten – im Vergleich zu einer Kontrollgruppe mit gleich vielen Kalorien, aber ohne feste Essenszeiten.
Aber: Der größte Erfolgsfaktor ist die individuelle Umsetzbarkeit. Wer sich durch Fastenphasen gestresst fühlt, unter Konzentrationsproblemen leidet oder ständig ans Essen denkt, profitiert langfristig kaum – oder entwickelt ein gestörtes Essverhalten.
Für wen ist Intervallfasten geeignet?
Geeignet ist Intervallfasten für:
Gesunde Erwachsene mit stabilem Alltag
Menschen, die gerne Routinen folgen
Personen mit leichter Insulinresistenz oder Wunsch nach Gewichtsregulation
Menschen, die wenig Zeit fürs Kochen haben und Mahlzeiten lieber bündeln
Nicht geeignet ist Intervallfasten für:
Schwangere oder Stillende
Menschen mit Untergewicht oder Essstörungen
Diabetiker:innen (nur nach ärztlicher Rücksprache!)
Kinder und Jugendliche im Wachstum
Personen mit starker Medikamentenabhängigkeit oder Vorerkrankungen
Vorteile von Intervallfasten – über die Ernährung hinaus
Neben den metabolischen Vorteilen berichten viele Menschen von:
Weniger Heißhunger: Der Körper gewöhnt sich an Pausen, der Blutzuckerspiegel bleibt stabiler.
Mehr Energie: Ohne ständige Verdauung bleibt mehr Energie für Konzentration und Aktivität.
Weniger Aufwand: Keine Snacks vorbereiten, keine fünf Mahlzeiten pro Tag – das spart Zeit.
Besserer Schlaf: Vor allem, wenn abends nicht mehr gegessen wird, berichten viele über ruhigere Nächte.
Typische Fehler und Stolperfallen
„Fasten“ mit Softdrinks, Milchkaffee oder Saft: In der Fastenphase sind nur Wasser, ungesüßter Tee oder schwarzer Kaffee erlaubt – alles andere unterbricht den Fastenstoffwechsel.
Zu wenig Nährstoffe in der Essensphase: Wer nur zwei Mahlzeiten isst, muss besonders auf ausgewogene Nährstoffzufuhr achten.
Zu hoher Fokus auf Gewichtsverlust: Intervallfasten ist keine Crash-Diät, sondern ein Rhythmus – und sollte nicht zum Druck werden.
Unrealistische Essensfenster: Wer z. B. um 22 Uhr isst, aber um 7 Uhr frühstücken möchte, passt nicht ins 16:8-Schema – dann lieber flexibel bleiben.
Tipps für den Einstieg
Langsam herantasten: Statt direkt 16 Stunden zu fasten, erstmal das Frühstück später einnehmen oder das Abendessen früher beenden.
Auf den Körper hören: Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder ständiger Hunger sind Warnzeichen.
Mit dem Alltag abgleichen: Fasten funktioniert nur, wenn es in den Tagesablauf passt – Schichtarbeit oder Familienessen können eine Herausforderung sein.
Nicht dogmatisch sein: Wenn’s mal nicht klappt, ist das kein Scheitern. Flexibilität ist Teil eines gesunden Umgangs mit Ernährung.
Fazit: Kein Wundermittel – aber ein sinnvoller Rhythmus
Intervallfasten ist kein Allheilmittel, aber für viele Menschen ein praktikabler Weg zu besserem Wohlbefinden, gesünderem Stoffwechsel und bewussterem Essverhalten. Wichtig ist, die Methode an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und nicht dogmatisch zu verfolgen.
Wer Intervallfasten als festen Bestandteil seines Lebensstils integriert – ohne Druck, mit ausreichend Nährstoffen und Bewegung – kann langfristig profitieren. Der Körper liebt Rhythmus. Und manchmal beginnt Gesundheit einfach mit einer Pause.dacht: Es beginnt mit einem Schritt vor die Tür.