Sport mit Herz - Wie viel Belastung ist gesund – und wann wird’s zu viel?
- Sebastian Murzicki
- 18. Feb.
- 3 Min. Lesezeit

Regelmäßige Bewegung gilt als eine der effektivsten Maßnahmen zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ob Spaziergang, Radfahren oder Ausdauertraining – körperliche Aktivität stärkt das Herz, senkt den Blutdruck, verbessert den Cholesterinspiegel und hilft beim Stressabbau. Doch wie viel Sport ist wirklich gesund fürs Herz? Und kann es auch zu viel werden?
Diese Fragen stellen sich nicht nur Leistungssportler, sondern auch viele Freizeitsportler, die gesund bleiben oder fitter werden möchten. Die Antwort ist: Ja – Bewegung ist Medizin. Aber wie bei jedem Medikament kommt es auf die richtige Dosis an.
Warum Bewegung das Herz schützt
Das Herz ist ein Muskel – und wie jeder andere Muskel wird es durch Training kräftiger. Schon moderate, regelmäßige Belastung sorgt dafür, dass das Herz effizienter pumpt: Es schlägt langsamer, aber stärker, versorgt den Körper besser mit Sauerstoff und entlastet die Gefäße.
Zahlreiche Studien zeigen, dass körperlich aktive Menschen ein deutlich geringeres Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall und Herzinsuffizienz haben. Die WHO empfiehlt deshalb mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche oder 75 Minuten intensivere Aktivität – aufgeteilt in mehrere Einheiten.
Doch: Entscheidend ist nicht nur das Ob, sondern auch das Wie.
Das gesunde Maß: Nicht zu viel, nicht zu wenig
Viele Menschen bewegen sich zu wenig. Laut RKI erreichen rund 40 % der Erwachsenen in Deutschland nicht einmal die Mindestempfehlung der WHO. Gleichzeitig gibt es aber auch eine wachsende Gruppe, die immer mehr trainiert – getrieben von Fitness-Apps, Selbstoptimierung oder Leistungsdruck.
Studien zeigen: Ein moderates Maß an Ausdauertraining (z. B. 3–5 Mal pro Woche für je 30–60 Minuten) bringt die größten gesundheitlichen Vorteile fürs Herz. Wer täglich exzessiv trainiert – vor allem ohne Regeneration – kann dagegen ins Gegenteil kippen.
Zu viel Sport – gibt es das wirklich?
Ja. Vor allem bei intensivem Ausdauertraining über viele Jahre (z. B. Marathonläufe, Triathlon, Ultraläufe) wurden bei manchen Sportlern Herzveränderungen festgestellt: z. B. vergrößerte Vorhöfe, Herzrhythmusstörungen oder Narbenbildung im Herzmuskel.
Auch kurzfristig kann zu hohe Belastung problematisch sein – etwa bei untrainierten Personen, die plötzlich intensiv trainieren, oder bei Menschen mit unentdeckten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb gilt: Wer über 35 Jahre alt ist und (wieder) mit Sport beginnt, sollte vorher einen Check-up beim Hausarzt oder Kardiologen machen lassen.
Anzeichen, dass das Herz überlastet ist
Der Körper sendet Warnzeichen – wichtig ist, sie zu erkennen:
Ungewöhnlich hoher Puls bei geringer Belastung
Schmerzen oder Druck im Brustkorb
Schwindel, Atemnot oder Herzstolpern
Ermüdung trotz ausreichend Schlaf
Leistungsknick trotz Training
Wer solche Symptome bemerkt, sollte nicht einfach weitermachen – sondern pausieren und ärztlich abklären lassen. Vorsicht ist besser als Ignoranz.
Training mit Herz – so funktioniert’s sicher
Wer regelmäßig trainiert und dabei auf sein Herz achten möchte, sollte folgende Punkte berücksichtigen:
Pulsbereich kennen: Der optimale Trainingspuls liegt bei etwa 60–75 % der maximalen Herzfrequenz. Eine grobe Formel: 220 – Alter = Maximalpuls. Beispiel: 40 Jahre → ca. 180, Trainingsbereich: 108–135.
Langsam steigern: Statt direkt durchzustarten, lieber in kleinen Schritten aufbauen – besonders nach längeren Pausen.
Regeneration ernst nehmen: Zwei bis drei Sporteinheiten pro Woche genügen – dazwischen sollte der Körper Zeit zur Erholung haben.
Mischung macht’s: Ausdauer, Krafttraining, Beweglichkeit und Koordination ergänzen sich ideal. So bleibt das Training ganzheitlich und belastet nicht einseitig.
Wärme & Flüssigkeit: Besonders im Sommer auf ausreichend Trinken und passende Kleidung achten – Dehydrierung belastet das Herz zusätzlich.
Herzgesund trotz Vorerkrankung?
Viele Menschen mit Bluthochdruck, Vorhofflimmern oder nach einem Herzinfarkt fragen sich: „Darf ich überhaupt noch Sport machen?“ Die Antwort lautet in den meisten Fällen: Ja – aber angepasst. Rehabilitationssport, Herzgruppen oder individuell betreute Trainingspläne ermöglichen Bewegung unter ärztlicher Aufsicht. Wichtig ist, keine Alleingänge zu machen und Warnzeichen ernst zu nehmen.
Bewegung kann auch in der Reha und Prävention eine wichtige Rolle spielen – sie verbessert nicht nur körperliche Werte, sondern auch das seelische Wohlbefinden und die Lebensqualität.
Bewegung ist mehr als Training – der Alltag zählt
Für viele Menschen ist der Gedanke an regelmäßigen Sport abschreckend. Dabei kann auch Alltagsbewegung einen enormen Effekt haben: Treppensteigen, Spazierengehen, Radfahren zur Arbeit oder 10 Minuten Stretching am Morgen. All das zählt. Entscheidend ist, Bewegung zur Gewohnheit zu machen – nicht zur Ausnahme.
Fazit: Sport ist gut fürs Herz – wenn man klug damit umgeht
Wer sich regelmäßig bewegt, schützt sein Herz. Doch wie bei allem im Leben kommt es auf das richtige Maß an. Weder Bewegungsmangel noch Überlastung sind zielführend – die Mitte ist gesund.
Ein herzfreundliches Training ist individuell, ausgewogen, regelmäßig – und hört auf die Signale des Körpers. So wird Bewegung nicht nur zur Vorsorge, sondern zum Schlüssel für mehr Lebensqualität – im Alltag, im Alter und für ein starkes Herz.